Die Bedeutsamkeit der Bindung wird an dieser Stelle besonders deutlich. Ob ein Kind nämlich sein Entwicklungspotential entfalten und sein Selbstvertrauen stärken kann, hängt entscheidend von einer sensiblen Eingewöhnung, also von einer daraus entstehenden vertrauensvollen Bindung zu mir ab.
Da die Kinder die wichtigste und stärkste Verbindung zu ihren Eltern haben und beibehalten, ist die Beziehung zwischen mir und den Eltern ebenfalls ausschlaggebend für die Entwicklungschancen der Kinder. Deshalb messe ich der Kontaktphase eine besondere Bedeutung bei.
Kontaktphase
In dieser Zeit erhalten die Eltern und ich einen ersten Eindruck, ob eine Zusammenarbeit im Sinne des Kindes möglich und sinnvoll erscheint. Nachdem die ersten Fragen (Betreuungszeitraum, Daten zum
Kind, etc.) geklärt sind und es für die Eltern und mich grundsätzlich passend erscheint, wird ein persönlicher Kennenlerntermin
vereinbart.
Beide Elternteile erhalten hierdurch einen ersten Einblick in die potentiell künftige Lebenswelt ihres Kindes und können hierzu Fragen stellen. Zudem möchte ich ein Gefühl für das Kind entwickeln und mit den Eltern deren Motivation für die Betreuungsform (Wald-)Kindertagespflege besprechen.
Erst nach diesem Gespräch und einer Bedenkzeit findet die Entscheidung statt, ob eine Zusammenarbeit gewünscht und möglich ist.
Eingewöhnung
Wird ein Betreuungsvertrag abgeschlossen, beginnt die wichtige Zeit der Eingewöhnung.
Sofern es möglich ist, empfehle ich, das die gesamte Eingewöhnungsphase (circa 4 - 6 Wochen) von dem selben Elternteil übernommen wird, da dies für das Kind eine Erleichterung darstellen kann.
In den ersten zwei Wochen kommt das Kind mit einem Elternteil für maximal zwei Stunden hinzu.
Die Anwesenheit des Elternteils bietet dem Kind den geschützten Rahmen, den es braucht, um sich in seinem individuellen Tempo auf die neue Situation einlassen zu können. Mit den Eltern wird in Anlehnung an das Münchener Eingewöhnungsmodell vereinbart, dass sie
Anfangs geht es für das neue Kind insbesondere darum, die anderen Kinder kennen zu lernen und an ihnen zu erleben, dass sie sich wohlfühlen und gut
umsorgt werden. Erst ab der zweiten Woche gehe ich aktiv auf das Kind zu, lade es zum Kontakt ein und übernehme zunehmend Aufgaben, die in der ersten Woche den Eltern vorbehalten
waren.
So hat das Kind, wenn der erste Trennungsversuch stattfindet, einige Situationen bereits mit mir erlebt und die Erfahrung gemacht, dass mir die Befriedigung seiner Grundbedürfnisse wichtig ist.
Der erste Trennungsversuch erfolgt dann voraussichtlich in der dritten Woche. Er geht, wie alle darauffolgenden Trennungen, mit dem bewussten Verabschieden des Elternteils einher.
Wichtig bei den Trennungsphasen ist, dass der Elternteil die Wohnung/das Waldstück nach der Verabschiedung zügig verlässt, jedoch in der Nähe bleibt und per Handy erreichbar ist.
Weint das Kind nach der ersten Trennung untröstlich weiter oder erstarrt es, wird der Elternteil sofort angerufen und zurückgeholt. Hierdurch erfährt das Kind die Sicherheit, dass sensibel auf seine Bedürfnisse eingegangen wird. An den darauffolgenden Tagen würde dann kein erneuter Trennungsversuch unternommen.
Gelingt der erste Trennungsversuch, das heißt, reagiert das Kind gleichmütig oder kann ich es
nach einigen Minuten trösten, dauert die erste Trennungsphase maximal 30 Minuten an und wird zur vereinbarten Zeit durch das Klingeln des Elternteils bzw. dessen Rückkehr zum Waldort beendet.
In den kommenden Tagen und Wochen wird die Trennungsdauer, je nach Reaktion des Kindes und in Absprache mit den Eltern, auf die Zieldauer ausgedehnt. Grob kann ich sagen:
Erst wenn sich das Kind geborgen und wohl fühlt, kann die Eingewöhnung als gelungen betrachtet werden und erst dann beginnt das Kind seine Umwelt selbstsicher zu erforschen und tiefergreifende Lernerfahrungen zu machen.